Laut einer Prognose des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB) und des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) wird die deutsche Bauindustrie im Jahr 2020 ein Umsatzplus von einem Prozent im Vergleich zu Vorjahr erreichen. Dies liegt deutlich unter den für 2019 prognostizierten 8,5 Prozent Umsatzwachstum, von denen real aufgrund von im Durchschnitt um 5,5 Prozent gestiegenen Preisen nur drei Prozent erreicht werden konnten.

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Baugenehmigungen für neue Wohnung steigen

Mit einem prognostizierten Wachstum von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bleibt der Wohnungsbau auch im Jahr 2020 eines der Zugpferde der Baubranche. Neben im Durchschnitt 14 Prozent höheren Baukosten pro Wohnung ist für dieses starke Wachstum auch die hohe Anzahl neuer Baugenehmigen verantwortlich, die im vergangenen Jahr erteilt wurden. Insgesamt ist mit der Fertigstellung von mehr als 310.000 neuen Wohnungen im laufenden Jahr zu rechnen.

Auch der seit Jahren bestehende Bauüberhang ist aus Anbieterseite positiv zu bewerten, weil er langfristig die Nachfrage sichert und der Branche ein anhaltendes Wachstum sichert. Innerhalb der letzten zehn Jahr hat sich die Anzahl genehmigter aber noch nicht fertiggestellter Wohnungen auf fast 700.000 verdoppelt. Das im Koalitionsvertrag (PDF) der CDU und SPD festgehaltene Ziel von 1,5 Millionen Wohnungen in der Legislaturperiode (2017 bis 2021) wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreicht.

Gewerbe- und Industrieobjekte ebenfalls mit Wachstum

Insgesamt rechnet die Bauindustrie auch im Bereich der Gewerbe- und Industrieobjekte mit einem Umsatzwachstum von 5,5 Prozent auf 51,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Während der seit einigen Monaten anhaltende Rückgang bei Fabrik- und Werkstattgebäuden laut den erteilten Baugenehmigen auch im laufenden Jahr anhalten wird, steigt vor allen die Nachfrage nach neuen Bürogebäuden und Lagerflächen sowie im Wirtschaftstiefbau.

Bauindustrie bleibt wichtige Säule der Gesamtwirtschaft

Aufgrund der positiven Aussichten der Bauindustrie sieht Prof. Beate Wiemann (Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbands Nordrhein-Westfalen) die „Bauwirtschaft auch 2020 als wichtige Konjunkturstütze“. Dies äußert sich nicht nur durch die Umsatzzahlen, die seit neun Jahren stetig steigen, sondern auch die Anzahl der Beschäftigten im Baugewerbe.

Allein in Nordrhein-Westfalen (NRW) ist laut Wiemann die Anzahl der im Bauhauptgewerbe Beschäftigten innerhalb von zehn Jahren um fast 20 Prozent gestiegen. Dieser Trend wird auch im laufenden Kalenderjahr in der gesamten Bundesrepublik anhalten. Da der steigende Personalbedarf trotz der deutlich höheren Anzahl neuer Ausbildungsverträge nicht ausschließlich innerdeutsch gedeckt werden kann, sieht es Reinhard Quast (Präsident des ZDB) als essentiell für die Bauindustrie an, dass die Westbalkanregelung langfristig erhalten bleibt.

Außerdem haben sich auch Investitionen in Material, Ausrüstung und Maschinen innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt, was dazu führt, dass die Bauindustrie auch in anderen Bereiche wie dem Maschinenbau für steigende Umsätze sorgt.

Politik verunsichert Baubranche

Verantwortlich dafür, dass die Umsätze und die Investitionen in Personal und Maschinen durch die Bauindustrie nicht noch schneller wachsen, ist laut Wiemann die Politik. Mangelnde Investitionen der vergangenen Jahre haben zwar einen Investitionsstau im Bereich der Infrastruktur und des sozialen Wohnungsbaus geführt, fehlende „verlässliche Zusagen der Politik“ sorgen aber laut Wiemann dafür, dass Unternehmen trotz der eigentlich sehr guten Prognosen nur zögerlich investieren.