Schlechte Quartalszahlen für fast alle globalen Automärkte: Die anhaltende Halbleiterkrise und der Krieg in der Ukraine erschweren nicht nur die Lieferung lebenswichtiger Elektronikchips und Kabelbäume für Neuwagen. Auf absehbare Zeit wird Putins Angriffskrieg auch die Autoproduktion der großen Hersteller des Landes belasten. Nun wird aus China ein Wiederaufflammen des Coronavirus gemeldet und zwingt erneut viele Fabriken auf dem größten Automarkt der Welt zum Stillstand.
Während der chinesische Neuwagen-Markt nach den ersten drei Verkaufsmonaten 2022 ein Wachstum (+ 9 %) verzeichnet, ging der Absatz in Europa (– 11 %) und in Amerika (– 22 %) in derselben Periode markant zurück. Auch weitere grosse Märkte wie Japan, Brasilien oder Indien liegen nach dem ersten Verkaufsquartal unter Vorjahresniveau.
Europa leidet unter Putin-Krieg
In Europa schreiben derzeit alle grossen Einzelmärkte rote Zahlen. Fallen die Rückgänge in der Schweiz (– 4 %), Spanien (– 2 %) oder Deutschland (-5 %) noch relativ moderat aus, brachen die Märkte in Frankreich (– 17 %) und Italien (– 24 %) drastisch ein. Und es sieht für die kommenden Monate nicht besser aus. Im März wurden europaweit mit 1,1 Millionen neuen Personenwagen knapp 19 Prozent weniger zugelassen als noch im Februar (April-Zahlen liegen noch keine vor).
China ächzt unter Corona
Etwas anders die Situation in Asien. «Nach zwei starken Verkaufsmonaten im Januar und Februar brach der Markt im März in China wieder um 11,7 Prozent ein. Die neue Corona-Welle führt erneut zu Produktions- und Lieferunterbrechungen», sagt Bakar Sadik Agwan, Analyst bei Global Data. Deshalb rechnet er auch in China nicht so schnell mit einer Besserung. Hersteller wie Nio, Tesla, Toyota oder VW mussten ihre Produktion stoppen. «Das wird sich auch in den kommenden Monaten auf die Lieferungen im Inland auswirken», so Sadik Agwan.
In Japan beliefen sich die Neuwagenverkäufe in diesem Jahr auf 1 Million, was einem Rückgang von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, und der März markierte mit einem Minus von 16 Prozent den neunten Monat in Folge mit negativem Wachstum. Anders als China, das erneut von der neuen Corona-Epidemie betroffen ist, ist Japan, wie Spanien oder Italien in Europa, von der russischen Kriegslage betroffen. Das allein im Land der aufgehenden Sonne wichtige Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen (günstige kleine Nutzfahrzeuge) in Russland ist seit Kriegsausbruch um fast ein Drittel eingebrochen.
Andreas Burgener, 63, Präsident des Verbands der Schweizer Autoimporteure Auto Schweiz, der die Branche als Ganzes vertreten dürfte, sagte: „Wir können unsere Kundinnen und Kunden nach Pandemie und Chipkrise nur um grösstmögliches Verständnis für die verzögerten Fahrzeuglieferungen bitten. Primär hoffen wir, dass der bewaffnete Konflikt bald ein Ende hat. Ohne Frieden und Freiheit als Grundlage sind die wirtschaftlichen Herausforderungen weder prioritär noch lösbar.“