Steigende Energiekosten bedrohen die Zukunft des Elektroautos, so die Warnung von Industriechefs in Deutschland.
Ein Anstieg der Strompreise sowie der Rohstoffkosten und -verfügbarkeit, ein chronischer Teilemangel und ein allgemeiner Rückgang des verfügbaren Einkommens haben erhebliche Auswirkungen auf die Produktion und den Verkauf von Autos.
Sollte sich dieser Trend fortsetzen, ist zu befürchten, dass sich dies auch auf die Investoren auswirkt, die keine Anreize für den Bau von Ladestationen haben, wodurch der Betrieb von Elektroautos unattraktiver wird, weil sie unpraktischer sind.
Bis vor kurzem hatte der Besitz von Elektroautos an Attraktivität gewonnen, als die Kosten für Benzin stiegen. Doch seit den jüngsten Strompreiserhöhungen – in Deutschland um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr – ist der Preisunterschied geschrumpft.
Allego, einer der größten Betreiber von Ladestationen in Deutschland, hat Anfang dieses Monats seine Preise von 43 Cent pro Kilowattstunde auf 47 Cent erhöht. Das Schnellladen mit Dauerstrom ist von 65 auf 70 Cent pro Kilowattstunde gestiegen, während das schnellste, das so genannte ultraschnelle Laden, von 68 auf 75 Cent pro Kilowattstunde angehoben wurde.
Discount-Supermärkte, Baumarktketten und Möbelhäuser, die ihren Kunden bis vor kurzem ein kostenloses Aufladen während des Einkaufs angeboten haben, führen nun Gebühren ein.
Nach Ansicht des Automobilökonomen Stefan Bratzel ist die Entwicklung eine unmittelbare Bedrohung für die Branche.
„Die Strompreisexplosion könnte zu einer akuten Gefahr für die Umstellung der Fahrzeuge werden, und da müssen wir verdammt vorsichtig sein“, sagte er gegenüber deutschen Medien.
„Wenn die Nutzung von Elektroautos teurer wird, droht der Schub der Elektromobilität zu kollabieren, weil sich kaum noch jemand ein Elektroauto kaufen wird“, sagte Bratzel, der auch Gründer des Center for Automotive Management (CAM) ist. Er und andere Befürworter von Elektroautos fordern nun die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass der Strompreis unter dem Benzinpreis bleibt, was ihrer Meinung nach für die Zukunft von Elektroautos entscheidend ist.
Ein Vorschlag, der relativ schnell umgesetzt werden könnte, wäre die Erhöhung der Kfz-Steuer für Diesel- und Benzinfahrzeuge. Derzeit werden Elektroautos nicht mit der Kfz-Steuer belastet. Außerdem können sie Busspuren und Parkplätze nutzen, die für nicht-elektrische Autos nicht zur Verfügung stehen.
In Norwegen, wo die Regierung schon früh finanzielle Anreize für den Kauf von Elektroautos geschaffen und ein flächendeckendes Ladenetz eingerichtet hat, waren im vergangenen Jahr 64,5 % der neu zugelassenen Fahrzeuge Elektroautos, womit das Land an der Spitze einer vom Verband der europäischen Automobilhersteller erstellten Liste steht.
Deutschland liegt mit 13,6 % an sechster und das Vereinigte Königreich mit 11,6 % an neunter Stelle der Liste.